Forschung und Entwicklung: Akustische Dokumentation (AkuDOK)
Erleichterung in der Bürokratie der Pflegekräfte
Das GEMTEC Systemhaus hat langjährige Erfahrungen bei der Implementierung informations-technischer Systeme in Pflegeheimen. Bisher galt das Ziel, die Sicherheit der Bewohner, bspw. Unfallverhütung, als auch der Mitarbeiter zu verbessern. Erreicht wurde das Ziel mit der Einführung der serverbasierenden Plattform WotanCare. Neben dem Schwesternrufsystem konnten weitere periphere Module wie Sitzsensorik, Bettkantensensoren mobile Bewegungserfassung, Sturzerkennungssysteme, Demenzschutz und Zugangskontrollen erfolgreich eingesetzt werden.
Pflegeheime in der heutigen Zeit haben ein massives wirtschaftliches wie auch personelles Problem. Hohe Energiepreise, die allgemeine Inflation, steigende Lebensmittelpreise, hohe Mietpreise und der chronische Personalmangel gehen an die Grenzen des Machbaren. Im Jahr 2022 mussten 600 Pflegeheime aus den genannten Gründen schließen [Vgl. 1], derzeit mit steigender Tendenz. Im krassen Gegensatz dazu nimmt der Pflegebedarf überproportional zu. Nun stellt sich die Frage, wie man diese Spirale aufhalten, zu mindestens aber eindämmen kann.
In Gesprächen mit Betreibern dieser Branche kann das Problem nur langfristig gelöst werden, gerade was der personelle Einsatz betrifft. Kaum ein Pflegeheim kann ohne ausländische Arbeitskräfte mehr auskommen. Wie also ist es möglich kurzfristige Einsparungen zu erreichen? Und das ist ein typisch deutsches Problem, die Bürokratie. Derzeit nimmt alleine die Dokumentation der Pflegetätigkeiten ca. 1h der eigentlichen produktiven Arbeitszeit der Pflegekräfte in Anspruch. Das entspricht ca. 15% (Durchschnittsarbeitszeit – mit Überstunden) . Wenn es gelingen würde, diesen Prozentsatz zu halbieren, wäre der Personaleinsatz erheblich effektiver und könnte den Basisanteil der Pflegeaufgaben optimaler gestalten, und damit Kosten senken, wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Gesamtkosten pro Bewohner auf die Personalkosten fallen.
Für das GEMTEC Systemhaus bestand nun die Aufgabe, die Dokumentation zu vereinfachen. In einem Forschungsprojekt wurde dahingehende Ansätze und Möglichkeiten erörtert mit dem Ergebnis, die Dokumentation während der Pflege zu realisieren. Das hätte den Vorteil, dass die „Nacharbeiten“ weitestgehend wegfallen. Und hier helfen sogenannte Sprachassistenten, diese sind bereits im privaten Bereich bekannt wie Alexa, Siri oder auch Google Home. Die Pflegekraft dokumentiert während der Tätigkeit am Bewohner die jeweilige Tätigkeit. Das kann mittels eines Array-Mikrophons im Zimmer oder über ein Headset erfolgen. Über einen Controller (AkuDOK) wird die Sprache analysiert und transcripiert und in ein Textformat konvertiert. Der erkannte Text, also welche Pflegetätigkeit ausgeführt wurde, sollte dann in ein konformes Format für das Pflegeformular übertragen werden.
Die Herausforderungen waren enorm. Die genannten Sprachassistenten konnten in der eigentlichen Form so nicht eingesetzt werden. Das GEMTEC Systemhaus entwickelte dahingehend zwei Systeme (AkuDOK), Offline und Online. Das offline wirkende System kann Sprache ohne Internetanbindung transcriptieren mit Hilfe des miraBoards, Offline benötigt die speech-engine-recognsize von Google mittels einen RaspberryPI . Beide Systeme haben ähnliche Wirkungsweisen und unterscheiden sich jedoch in der Höhe der Investition für den Betreiber.
Die Pflegekraft meldet sich über AkuDOK über ein Initiierungswort bspw. „Hallo“ an. Der Controller überprüft, ob eine Spracheingabe (Silencedetection) erfolgen soll oder auch nicht. Danach wird die Pflegekraft über das Headset oder Lautsprecher aufgefordert, ihren ID-Code einzugeben.
Das System überprüft, ob derjenige Mitarbeiter berechtigt ist, sich am System anzumelden. Bei erfolgreicher Anmeldung wird in gleicher Weise der jeweilige Bewohner identifiziert. Die implementierte Datenbank, diese kann Lokal oder über WotanCare betrieben werden, prüft die Bewohnernummer und stellt im gleichen Rahmen das Pflegeprotokoll zur Verfügung. Während des eigentlichen Pflegeprozesses muss die Pflegekraft den entsprechenden Leistungskomplex ansagen. Das System prüft die Richtigkeit des Leistungskomplexes, also die Tätigkeit der Pflege, und gleichzeitig wird festgestellt, ob die Pflegekraft die Berechtigung (Qualifikation) hat. Damit wird ein hohes Maß an Sicherheit am Bewohner gewährleistet. Nach Beendigung des Vorgangs loggt sich die Pflegekraft am System wieder aus.
Nach zweieinhalb Jahren Entwicklungszeit konnten beide Systeme als Proband fertiggestellt werden. Derzeit laufen noch Versuche, die Qualität der Spracherkennung zu verbessern. Gerade bei ausländischen Arbeitskräften, deren Deutschkenntnisse noch mangelhaft sind, gestaltet sich die Spracherkennung schwieriger. Hierbei konnte speech-engine-recognisize gegenüber dem miraBoard punkten, da auch bei schlechter Sprache Alternativvorschläge unterbreitet.
Quellen:
Vgl: 1: https://www.pflegen-online.de/pleitewelle-in-der-altenpflege-stimmt-das
Bild: erstellt mit KI